Stellt euch vor Weihnachten und Neujahr werden zwei Wochen am Stück gefeiert. So ungefähr kann man sich das vietnamesische Tết Nguyên Đán vorstellen, das wichtigste Fest in Vietnam und China. Tết zelebriert das neue Jahr (Dieses Jahr ist es das Jahr des Affens) und fällt zwischen Januar und Februar. Dieses Jahr fällt Tết auf den 8. Februar, einen Montag. Da man in das neue Jahr hineinfeiert, feiern wir in Deutschland bereits um 18 Uhr das Jahr des Affens.
Was bedeutet Tết ?
Tết ist das wichtigste Fest der Vietnamesen und sehr wichtig für die Familie. Von nah und fern reisen Vietnamesen zurück in Ihre Heimatstadt, sei es auf dem Lande oder in der Stadt. Die größte Migrantenbewegung findet während dem neue Jahr statt und für Touristen ist es die „schlimmste“ Zeit überhaupt. Städte sind leer gefegt, Restaurants geschlossen und Züge sowie Flughäfen rammelvoll. Stellt euch vor ganz Deutschland halt gleichzeitig Schulferien und alle wollen nur verreisen. Nehmt das mal 10 oder mal 100, wenn wir mal nach China schauen.
In Asien hat man sehr wenig Urlaub. Noch nicht mal 14 Tage um genau zu sein. Nur während Neujahr bekommt man maximal zwei Wochen Urlaub und darf nach Hause fahren. Viele Vietnamesen arbeiten in Hanoi oder Saigon und kehren dann einmal im Jahr zurück aufs Land, um mit Familien und Freunden das neue Jahr zu feiern.
Wie feiert man Tết ?
Man unterteilt Tết in drei Stufen
- Vorbereitung (Tất Niên): Wochen vor Tết wird die Wohnung gereinigt, zu den Ahnen gebetet, Häuser werden dekoriert, neue Frisuren geschnitten. Man macht sich eben schick für das neue Jahr. Die zwei wichtigsten Kuchen werden zu bereitet: bánh chưng und bánh tết (Klebreiskuchen mit Fleisch und Bohnen gefüllt, länglich oder quadratisch). Das eckige Bánh chưng repräsentiert die Erde und das runde bánh tết den Himmel.
- Bescherung (Giao Thừa): Die letzten Vorbereitungen werden morgens getroffen, verschollene Familienmitglieder treffen aus nah und fern ein und man versammelt sich am Familienaltar. Wenn die Uhr 12 schlägt beginnt das neue Jahr und die Jüngsten wünschen den Älteren „ein frohes neues Jahr und viel Glück bzw. Erfolg für das Kommende“. Dann bekommen Sie von den Älteren rote Papiertüten verteilt, die mit Geldscheinen gefüllt sind. Wir nennen dies „Li Xi“. Anschließend wird gefeiert … eine Woche lang.
- Der Tag danach (Tân Niên): Am nächsten Morgen schläft man lange aus (da man davor sicherlich ein oder zwei Flaschen zu viel hatte), putzt AUF KEINEN FALL das Haus (Aberglaube, man soll das Glück nicht aus der Tür fegen) und besucht die Verwandschaft. Ganz wichtig ist der erste Gast im neuen Jahr, denn er bringt das Glück oder Pech mit sich. Daher bitte darauf achten, wen Ihr als Gast einladet.
Zu Neujahr werden ganze Straßenzüge und Häuser mit Lampions und Blumen dekoriert. Einer der beliebtesten Blumen ist Hoa Mai, die oben abgebildet ist. Man sagt, dass diese Blume nur zu Neujahr blüht und dann auch nur für die Dauer von Tet. Die Blume Mai bedeutet daher Schönheit und ist ein ganz beliebter weiblicher Vorname. Eigentlich sollte ich mich nicht mit „Mai, wie der Monat“ vorstellen, sondern mit „Mai, wie die wunderschöne, exotische Blume, die nur an Neujahr blüht!“
Hier in Europa spielt Tết keine übergeordnete Rolle und ich kann mir nicht frei nehmen und für einen Feiertag nach Hause fahren (Hochsaison), aber ich habe das große Glück gehabt das 2014 in Vietnam zu feiern. Es ist erst das zweite Mal, dass ich Tết in meiner Heimat gefeiert habe: 1995 und 2014.
Eine Tradition in Saigon ist es am nächsten Morgen zur Nguyen Hue zu fahren, die prunkvoll dekoriert wird. 2014 war die Nguyen Hue noch eine dicht befahrene Straße (Stand 2016: Mittlerweile ist die Nguyen Hue eine Fußgängerzone und man hat die Blumenparade auf die Ham Nghi versetzt). Vietnamesinnen schmeißen sich dann heftig in Schale und ziehen Ihr schönstes Ao Dai an, um dann Familienpotraits zu machen. Ja Tết ist eine tolle Sache und ich kann es nicht erwarten Tết wieder bei meiner Familie zu feiern.