Ein Japanbesuch ohne eine Übernachtung in einem Ryokan ist wie Paris zu besuchen ohne den Eiffelturm gesehen zu haben. Ryokans sind japanische Gästehäuser mit Anschluss an heiße Quellen, sogenannte Onsen, und beliebt bei Jung und Alt. Es gibt viele Städte und Dörfer, die für Onsen bekannt sind wie zum Beispiel Beppu und Japaner reisen dahin, um ein Wochenende zu entspannen. Ryokans sind unser Äquivalent zu Wellness-Hotels, jedoch mit Fokus auf heißen Quellen und sehr gutem Kaiseki-Dinner (Das Dinner wird wundervoll drapiert und in mehreren Gängen serviert).
Von Shinjuku Station kaufte ich mir einen Hakone 2 Days Pass, um nach Hakone zu fahren (6000 Yen, ca. 55 €) und bezahlte auch den Aufpreis von 8 €, um mit dem Romance Car nonstop nach Hakone-Odawara Station zu fahren. Man kann mit dem Japan Rail Pass auch gemütlich nach Hakone-Odwara fahren, jedoch hält die normale JR Linie öfter und die Fahrt dauert dann ca. 30 Minuten länger. Die Fahrt nach Hakone ist gemütlich und man hat von der rechten Seite aus oft Glück den legendären Vulkan Fuji zu sehen. Das Himmel war strahlend blau, keine einzige Wolke in Sicht und ich natürlich glücklich Fuji-San zu sehen.
Während den vielen Zugfahrten in Japan, gibt es einige Regeln zu beachten:
– Unterhalte dich leise und nicht angeregt. Viele Geschäftsleute reisen quer durch das Land und möchten schlafen.
– Decke dich vor der Fahrt mit genügend Mahlzeiten und Snacks ein. In den Vorhallen kann man Ekibens kaufen, japanische Lunchboxen, die super lecker sind. Falls du keine Zeit dafür hast, kannst du diese auch an Bord kaufen. Diese sind auch nicht viel teuer.
– Getränke kann man an jedem Automaten kaufen. Probiere unbedingt das yoghurtähnliche Calpis Soda. Es ist super lecker.
– Sei pünktlich. Die Züge warten nicht auf dich. Und Sie sind immer pünktlich. Immer! Denke auch daran deinen Sitz vorher am Schalter kostenlos zu reservieren (bei JR Pass und Romantic Car inklusive).
Ryokans sind für jedermann geeignet, jedoch sollte man wissen, dass man meist auf aufgerollten Futonmatratzen schläft, die auf geflochtenen Tatamimatten ausgelegt werden. Die Zimmer sind meist simpel dekoriert und die Futons sind in den Schränken versteckt. Man nimmt seine Mahlzeiten in seinem Zimmer (sehr hochwertige Ryokans) oder im Restaurant zu sich (Mittelklasse). Ryokans sind keine günstige Unterkunft, aber das Erlebnis wert. Die Preise fangen an bei einigen Hundert für eine etwas einfachere Unterkunft (3*) inklusive Halbpension und gehen bis zu einigen Tausend Euro für die sehr exklusiven Ryokans. Man bekommt beim Check In sommerliche Kimonos, sogenannte Yukatas, ausgehändigt, die man während seines Aufenthalts tragen kann. Achtung: Strecke die rechte Seite des Yukatas unter die linke Seite. Andersrum werden nur die Toten gekleidet. Auf dem Blog von Wanderweib wird das super erklärt und ich kann euch Ihren Blog nur ans Herz legen.
Ist es das Geld überhaupt wert? Ja total. Alleine das Erlebnis in der Natur zu sein, auf den Mt. Fuji zu blicken, in den heißen Onsen zu baden und am Abend ein wundervolles Dinner zu genießen, ist es wert.
Wieviele können in einem Zimmer schlafen? Die Größe wird in Tatami-Matten ausgelegt und je nach Zimmergröße können ganze Familien zusammenwohnen.
Gibt es auch westliches Essen? Meistens nein. Man geht in ein Ryokan, um ein typisch japanisches Erlebnis zu bekommen. Vergiss dein Brot und Schnitzel und gebe dich dem Reis, der Misosuppe und dem Fisch hin.
Überleben Vegetarier einen Ryokan? Klar, wenn man Bescheid gibt, wird auch vegetarisch serviert. Denke aber daran, dass in Asien Fisch nicht als Fleisch zählt. Veganer werden es sehr schwer haben (aber wo auch nicht?).
Ich bin tattoowiert. Werde ich Probleme haben? Aus erster Hand kann ich dir sagen, dass du in öffentlichen Bädern Probleme haben wirst. Wenn du die Ryokanerfahrung mitnehmen möchtest, dann buche ein Ryokan mit privatem Onsen bzw. Onsen, die du privat mieten kannst. Ich musste leider ein Ryokan stornieren, dass nur Gemeinschaftsbäder anbot, aber eine strikte Tattoopolitik führte.
Wieso sind in Japan Tattoos verpöhnt? In Japan assoziiert man mit diesen die Yakuza (japanische Mafia) und diese sind ja bekanntlich nicht beliebt. Der Trend der ewigen Bilder ist auch nach Japan geschwappt, daher gibt es einige Badehäuser und Onsen, die das nicht so eng sehen. Man kann versuchen sein kleines Tattoo mit wasserfesten Pflastern zu überdecken.
Wie verwende ich einen Onsen? In Japan und auch Südkorea herrscht eine strikte Reihenfolge, die jeder befolgen sollte.
- Die Badehäuser und Quellen sind nach Geschlechtern getrennt (es gibt auch manchmal gemischte Quellen)
- Lege deine Kleidung in Körben ab und nimm deine Badeutensilien mit (Schrubber, kleines Handtuch, Shampoo und Duschgel)
- Deine Wertsachen kann du im Zimmer lassen
- In den Duschräumen gibt es kleine Hocker, auf die du dich setzen kannst. Crem dich gut ein und schrubbe dich blitze blank. Wirklich sauber! So wie deine Mama das früher getan hat. Fülle die Eimer mit heißen Wasser und kippe Sie über deinen Körper. Wenn du nun gereinigt bist, lege dich in die heiße Quellen und entspanne. Achte wirklich darauf keinen Schaum mitzunehmen. Das ist total verpönt.
- Man badet komplett nackt, daher verschwende keinen Gedanken an deinen Bikini. In Asien ist das Gang und Gäbe. Von wegen wir sind Prüde …
Kaiseki Dinner und Frühstück in einem typischen Ryokan in Gora