Auf meiner Vietnamreise war meine letzte Station Sapa, ein kleines Bergdorf in den Bergen Nordvietnams, welches für seine Reisterrassen und Bergvölker bekannt ist. Die zauberhafte Landschaft ist auch sehr beliebt bei Wanderern und Naturliebhabern. Bis September 2014 gab es es nur eine Möglichkeit nach Sapa zu fahren: mit dem Nachtzug. Seit Ende letzten Jahres ist die neue Autobahn nach Lao Cai eröffnet und reduziert die Fahrt von 8 Stunden auf 6 Stunden. Bei Touristen ist der Zug trotzdem beliebter, weil a) man mit dem Zug die Gegend erkunden kann und b) eine Nacht in Hanoi spart. Es gibt verschiedene Züge wie die Touristenzüge Livitrans, Hara Express oder den luxuriösen Victoria Express. Meine Freundin und ich buchten unseren 2 Tage 1 Nacht Trip nach Sapa in der Altstadt von Hanoi. Wir fuhren mit dem einfachen Hara Express und übernachteten im Panaroma View Hotel, einem ordentlichen Mittelklassehotel. Die Tour erfolgt mit einem lokalen, englischsprachigen Reiseleiter in Kleingruppen (Chinesen, Malaien und Neuseeländer).
Am Abend wurden wir von unserem Fahrer zum Bahnhof gebracht und auch in unser 4-rer Abteil begleitet. Das Abteil teilten wir mit 4 weiteren Personen, da es Mütter mit jeweils einem Kind waren. Diese waren auch sehr lieb und angenehm. Jedoch empfehle ich für Touristen, die restlichen Betten zu buchen, wenn es privater sein soll. Da wir beide Vietnamesinnen sind, fiel uns die Kommunikation natürlich leichter. Leichter fiel mir die Fahrt leider nicht. Es ruckelte sehr oft und es war laut. Um ehrlich zu sein, habe ich die Nacht kein Auge zugetan und war dementsprechend am nächsten Morgen nicht ansprechbar. Für Menschen, die wie ich einen leichten Schlaf haben, empfehle ich die etwas teurere Luxusklasse mit dem Victoria Express oder auf ein Auto auszuweichen. In Lao Cai angekommen, wurden wir mit dem Mini-Van in das ca 45 Minuten entfernte Sapa gebracht. Die Strecke dorthin war super, weil wir an Hmong Frauen vorbeifuhren und die Reisterrassen bewundern konnten.
Im Hotel selbst konnten wir bereis einchecken und gemütlich frühstücken, bevor es nach einer Ruhepause auch schon zum Wandern ging. Leider war ich gar nicht auf Wandern vorbereitet und musste mir Gummistiefel ausleihen. Auch hier lege ich euch ans Herz ein gutes paar Sportschuhe oder Stiefel mitzunehmen, da die Pfade sehr rutschig sind.
Wir machten uns auf den Weg nach Cat Cat, einem Dorf der hiesigen Schwarzen H’mong. Auf dem Weg durch Berg und Tal , begleiteten uns unterwegs zwei Damen der H’mong. Auf den ersten Blick wirkten Sie erst aufdringlich, aber Sie waren super freundlich und nachdem wir erfuhren, dass die Völker nur vom Verkauf Ihrer Taschen lebten, taten mir diese auch sehr leid. Klar, ist es aufdringlich wenn einem 10 Frauen Taschen andrehen möchten, aber diese sind handgefertigt und kosten ungefähr nur 5 Euro. Was sind 5 Euro für uns? Nichts! Aber 5 Euro sind in Vietnam sehr viel, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsgehalt bei 200 USD liegt.
Wir wanderten ca. 2 Stunden, vorbei an Wasserfällen, Tälern und Reisterrassen bis wir das Dorf erreichten. Unterwegs rutschten einige von uns mal aus (inklusive mir), da es Stunden zuvor geregnet hat und es wirklich sehr steil war. Zum Glück halfen mir die beiden H’mong Damen, die leichtfüßig über Stock und Stein hüpften.
In Cat Cat angekommen, machten wir eine Mittagspause und verspeisten unsere Lunchpakete. Einige von uns machten Fotos vom Wasserfall oder kauften Souvenirs wie kleine Handytaschen oder Schlüsselanhänger.
Unsere H’mong Ladies verabschiedeten sich hier von uns und fragten lieb nach, ob wir denn Interesse an Taschen hätten. Keiner der Anwesenden kaufte etwas. Dabei halfen Sie mindestens der Hälfte der Leute beim Überqueren der Bäche und Pfade. Keiner.
So ergriff ich die Initiative und kaufte zwei kleine Taschen, die ich meiner Familie in Saigon und Deutschland schenkte. Als Dankeschön erhielt ich ein herzerweichendes Lächeln und einen Talisman. Auch meine Freundin entschied sich zu „spenden“ und kaufte einige Armbänder. Ich finde es traurig, wenn man Armut sieht, aber weg schaut. Die Bergvölker wollen keine „Spenden“, sondern wollen Ihren Lebensunterhalt durch Verkauf erstreiten. Sie betteln nicht wie manch andere auf der Straße, sondern verkaufen Ware.
Habt ihr euch in Asien denn jemals gefragt, warum so viele Frauen und Kinder Kleinkram wie Kaugummi, Rosen und Lotterie verkaufen? Sachen, die eigentlich niemand braucht, aber viele kaufen. Warum eigentlich? Weil man den Leuten hilft. Wozu brauche ich ein Lotterielos für 10 Cent, wenn ich eh nicht in Vietnam bleibe? Wozu den 10. Fächer?
Weil diese armen Menschen lieber Waren verkaufen, als um Geld zu betteln. Sie haben Ihren Stolz und diesen sollte man Respekt zollen. Also, an meine geizige, herzlosen Wegbegleiter aus Sapa (vor allem Chinesen), ihr solltet euch schämen. Ihr gebt Tausende Dollar aus für schöne Hotels, teure Smartphones und gute Kameras, aber habt noch nicht mal 10 USD zum Helfen. Ich hoffe, Ihr könnt gut schlafen. Ich an eurer Stelle könnte das nicht.