Dirndl, Kimono, Cheongsam und Hanbok sind nur einige Namen für traditionelle Kleider. Alle spiegeln die Jahrhundert alte Tradition einer Nation wider und sind heute nicht mehr wegzudenken. Auch Vietnam hat eine Tracht, die für Jugend und Eleganz steht. Eine Vietnamesin in ihrem „Ao Dai“ ist für mich unglaublich schön, weil Sie etwas Reines darstellt. Besonders die weißen Schuluniformen haben es mir angetan und ich wünschte ich wäre auf eine vietnamesische Hochschule gegangen.
Das „Ao Dai“ heißt übersetzt „Langes Kleid“ und setzt sich aus einem Seidenoberteil und einer Seidenhose zusammen. Das Oberteil wirft sich wie ein Schleier über die Hose und ist an der Seite ausgeschnitten. Obwohl das „Ao Dai“ viel Haut verdeckt, ist es durch seine hautenge Form sehr figurbetont und doch „freizügig“.
Jede Vietnamesin sollte mindestens ein „Ao Dai“ in Ihrem Schrank haben: für besondere Anlässe wie Hochzeiten, Vietnamesisches Neujahr, Mondfest oder Abschlussfeiern. Ich besitze leider nur ein maßgeschneidertes rotes Ao Dai (siehe unten), weil ich aus meinem alten rausgewachsen bin (*hust*) und habe eines von meiner Tante übernommen, dass einigermaßen gut sitzt.
Ein Ao Dai zu nähen ist nicht einfach. Nein, es ist eine Kunst dieses filigrane Stück Seide in ein traumhaftes Hauch von Nichts zu verwandeln. Zwei bis Drei Wochen braucht eine spezielle Näherin für ein Ao Dai. Es gibt also kein Ao Dai von der Stange, sondern nur reine Maßanfertigungen, die sich auch wieder im Preis zeigen. 40 – 50 $ kostet ein einfaches Ao Dai, viel Geld im armen Vietnam.
Ich trage mein Ao Dai sehr gerne, da ich stolz auf meine Herkunft bin, leider habe ich einfach zu selten die Gelegenheit es zu tragen.
Mein rotes Ao Dai habe ich zuletzt im Februar zum Vietnamesischen Tet-Fest getragen. Das Tet-Fest ist das wichtigste Fest in Vietnam und findet jedes Jahr zwischen Januar und Februar statt. Zu Tet reist jeder Vietnamese, ob Saigoner oder Hanoier, in sein Heimatdorf zurück, um die Feiertage bei seiner Familie zu verbringen. Zwei Wochen lang sind die Großstädte wie leer gefegt und man genießt die Zeit mit der Familie. Es ist meist die einzige Zeit, die man mit allen Verwandten verbringt, da viele sehr weit weg wohnen und arbeiten. Eine Freundin von mir kommt aus einer Stadt in der Nähe von Hanoi und arbeitet in Saigon, am anderen Ende des Landes. Sie kann es sich nicht leisten alle paar Monate nach Hause zu reisen, denn Urlaub ist selten und Fliegen teuer. Einmal, nur einmal im Jahr, fliegt Sie über Tet nach Hause um Ihre Familie zu sehen.
Für uns in Deutschland ist dies unbegreiflich, weil wir in Geld und Zeit schwimmen. Wir beschweren uns darüber Überstunden zu machen und diesmal nur nach „Malle“ zu reisen. Dabei denken wir nicht daran, dass es anderen Menschen viel schlechter geht. An Menschen, die am Existenzminimum leben und jeder Tag für Sie ein Kampf ums Überleben ist. Meine Zeit in Asien hat mich gelehrt all das zu schätzen: eine liebende Familie, Sicherheit, ein Job und eine Zukunft. Trotzdem war ich nie glücklicher als in Vietnam. Auch wenn ich nicht mein Iphone, mein Macbook Air, mein Auto und meine Hunde gehabt habe, so habe ich dort wahre Freunde fürs Leben gefunden, die Freiheit auf einem Roller entlang des Saigon Flusses erlebt und meine liebende Großfamilie. Ich habe mit meinen Großeltern gefrühstückt, bin mit meinem Onkel und meiner Tante verreist und habe einige Herren (ob nun Mitte Zwanzig oder Ende 30) durch Saigon chauffiert. Zitat: “ I don’t like driving here in Saigon because I don’t like being behind somebody. I always speed up.“ Meine Interpretation: Ich habe verdammt viel Schiss in Saigon zu fahren *Anmerkung: Man sollte sein Glück nicht herausfordern. Wenn man(n) sich nicht traut zu fahren, sollte man(n) es auf jeden Fall lassen. Es ist gefährlich und unverantwortlich in Vietnam Roller zu fahren, aber oh geez ist es nicht sexy, wenn ein Mann auf einem Motorrad vorbei fährt und dich mit nimmt?*
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